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Nelly Perazzo
Vertreterin des Nationalen
Kunstverbandes.
Rosemarie Allers. Unvermeidlich,
Die Frau
Die Erscheinung der modernen Eva
entspricht dem Niedergang.
Von da an scheinen Mann und Frau dazu verdammt zu werden,
in einer von Eros dominierten Welt zu leben.
Den verschiedenartigen und zweideutigen Bildern, welche
von der Gesellschaft der Frau in der Literatur, der
Kunst, der Geschichte oder der Mythologie gewährt
wurden, wird die besondere Problematik der Rolle der
Frau im XX Jahrhundert beigefügt.
Welche Aspekte, welche Fragmente dieser unzählbaren
Anhäufung von Versionen wird von jeder Frau sowohl
aus konzeptueller als auch emotionaler Sicht vertreten?
Rosemarie Allers ist in einer Debatte mit diesem ihr
eigenem Erbe, da sie als Frau lebt und einer westlichen
Kultur angehört. Sie ist ebenfalls von einer besonderen
Konjunktur befallen.
Deutschstämmig, evangelisch und in engem Zusammenleben
mit einer anderen Kultur.
Hat dieser Umstand etwas zu tun mit den Wirren ihres
Engagements mit der Malkunst? Mit ihrem unbeherrschbaren
kreativen Schaffen?
Mit der Tatsache, von diesem Bestätigungsbedürfnis
eingefangen zu sein?
Mit dem Umstand, dass das Fragmentarische, das Unvollständige,
der Lebensdurst ihre Erfüllung mit einer Malhandlung
suchen, die sich als blosse Lebensnotwendigkeit entpuppt?
Es ist genau dieser Anhaltspunkt, der sie dazu zwingt,
sich von den aktuellen Trends zu entfernen, wobei sie
alle Maßstäbe ungewollt übertrifft.
Ihre Schaffungen werden als Risikohandlung übernommen.
Ihre Durchsetzungsfähigkeit gilt stets als körperlicher
Kampf mit der Malkunst, wobei es sich um einem Kampf
mit dem Leben handelt.
Eine bedeutende Kraft unterliegt dem Thema als solches,
den Varianten ihrer wiederholten thematischen Besessenheit,
nämlich die Frau und ihr Verhältnis mit dem
Menschen und seiner zeitgenössischen Umwelt.
Im Rahmen dieses Weltbildes setzt sie gern Fragezeichen
und mag es, irre zu führen.
Die weibliche, in ihren Werken erscheinende Figur ist
nicht mehr die Vampire- Frau der Jahrhundertwende, wobei
es sich doch immer noch um eine stigmatisierte Frau
handelt, mit noch ungelösten Problemen.
Es erscheint eine Frau im Rahmen einer dominierenden
Männerwelt oder in Gemeinsamkeit mit der Natur,
die ebenso gierig und hungrig ist. Es handelt sich um
zwei wilde Aspekte.
Die stereotypierte und banale Frau, die Frau als Objekt,
die männlichen Figuren beziehen sich auf die Macht
und Konflikte der Geschlechter.
Angeblich können sie sich nicht von einer unendlichen
Aufeinanderreihung dramatischer Situationen befreien.
Es handelt sich um eine leidenschaftliche und bewegte
Welt, um ein Medium, wo die Leidenschaft viel mit Herrschaft,
Schlauheit und Zynismus zu tun hat.
Die Namensbezeichnungen scheinen diesem Standpunkt einen
Sinn zu geben:
"Zähmerin I", "Der Urwald",
"Katze", "Ich, Insekt", "Vogel
mit Strümpfen", "Liegende Frau".
Um nach ihrer Art und Weise die anmutige und perverse
Welt der zeigenössischen Erotik darzustellen, verwendet
Rosemmarie Allers eine gewalttätige Malkunst, die
angeblich spontan, doch sehr bearbeitet ist.
In dieser starken expressionistischen Handlungsweise
vereint sie Hintergrund und Figur, ohne ihr gemeinsames
Darstellungsvermögen zu vernachlässigen.
Ihre Flecke sind so wuchtig , dass die Aufschichtung
des Sgraffito benötigt wird, damit die Formen in
dem gewaltigen Zug der Gestik nicht verloren werden.
Dieser Graphismus spielt auf Gegenseiten, wie ein zweistimmiger
Chor.
Ihr Engagement zugunsten der Theaterkunst in den 60-
iger Jahren verfügt über die Vorliebe für
alle szenographischen Darstellungsformen, der - wie
im Kino- großartige und fast parodieartige Vordergründe
erscheinen.
Es gibt eine Zeit, in der der Zwang, der kreative Impuls
eine Organisierung antreffen, vor der der Chaos einfach
wegschmilzt, doch stets aktiv im Rande zu bersten scheint.
Eine fast romantische Übertreibung bedeutet im
Grunde genommen diese Entblößung, dieses
Enthüllen von dunklen Gewändern, doch auch
ein scharfer, analytischer Blick, der von einer Künstlerin
stammt, die nichts in Kauf nimmt.
Diese prägnanten, schematisierten Augen gehören
demjenigen, der die Blicke wirft? Oder der gerade beobachtet
wird? Ohne Zweifel handelt es sich um die Augen einer
Künstlerin, die nicht nur beobachtet, sondern auch
Partei ergreift.
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Raúl
Santana
Rosemarie Allers: eine besondere
Metapher des Weiblichen
Kontakt mit Rosemarie Allers letzten
Werken aufzunehmen bedeutet, sofort ihren deutschen
Ursprung zu erkennen, nämlich die Anwesenheit dieser
expressionistischen Tendenz, diese Art und Weise, die
Welt als stets zu enthüllendes Zeichen auszudeuten.
Durch ihre Geste und Materie erscheint Allers Malkunst
als eine eigenartige Art, in die menschliche Natur einzudringen.
Rosemarie entfaltet schon lange in ihren Gemälden
eine zweideutige und verworrene Welt, in der die Frau,
die Hauptdarstellerin, mit Anmut in ihren zahlreichen
Verwandlungen agiert, um eine besondere Metapher der
weiblichen Natur zu schaffen.
Ihre Frauen haben plötzlich Flügel, sind Libellen,
Vögel oder Insekten, die immer ein geheimnisvolles
Ritual durchgehen oder irgendeine merkwürdige Zeremonie.
Doch dieser angeblich feministische in Allers ausgedrückte
Standpunkt entspricht nicht einer vorhergehenden Konzeptualisierung,
sondern entspringt als ein mächtiges Phantasiebild,
wo Welt und Künstler von innen vereint sind und
außerhalb eine Landschaft besteht. Dort sind das
Männliche und das Weibliche bisher noch nicht erkannte
zweideutige Zeichen.
In einem von der Künstlerin verfaßten kurzen
Text wird folgendes ausgedrückt:
"Meine Gemälde werden mit einem plötzlichen
Bild geschaffen, die mich innerlich berühren. Es
wird in meinem Inneren aufbewahrt bis der Augenblick
ankommt, in dem ich es dringend in der Leinwand ausdrücken
muß, als schnelle Handlung, pausenlos, wo manchmal
alles aufs Spiel gesetzt wird.
Irgendein Werk Allers braucht beobachtet zu werden,
um zu bemerken, dass diese Dringlichkeit ständig
anwesend ist; sie ist in der Ruhelosigkeit der Bilder
bemerkbar, von der sich die Künstlerin befreit,
wobei es um Bilder geht, die nicht nur in ihr wohnen,
sondern sie auch irgendwie heimsuchen.
In diesem Sinne läßt sich Rosemarie von dieser
Dynamik bewegen, die manchmal
ihre Bilder zur eigenen Desintegrierung führen.
Gerade deswegen soll die Materie mit der Linie in einem
mächtigen Kontrapunkt bestehen. Diese einschmiegsamen
Linien sind ab und zu wahrhaftige Schranken, die hier
und dort die Formen definieren und vermeiden, dass die
Gesamtheit im Strom erstickt.
Die Kraft, mit der die Materie eingeprägt wurde
ergibt als Ergebnis Abstraktionen, Zeichen und Figuren,
die sich mit dem spontanen Geist dieser Werke vereinen,
damit wird an Bedrohungen, Frustrierungen, Ängste
und Freuden teilnehmen, die von der Künstlerin
in einer vollkommenen Gest ausgedrückt werden.
Doch diese Frauen, die stets in der Szene sind, erscheinen
in einigen Bildern als ein Weib mit allen körperlichen
Eigenschaften, doch sind doch fast immer deutliche Zeichen
eines ausführlichen und deutlichen Geistes.
Ob es die Version einer zukünftigen Frau ist?
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Fermín Fèvre
Rosmarie Allers Vogelfrau
Mit Vitalität und Ausdauer
hat Rosmarie Allers Bilderwerke mit Identität und
Originalität geschaffen.
Ihre Sprache ist das Gemälde, das mit starken Gestengepräge
verwendet wird.
Dort wird alles mit starker Intensität ausgedrückt,
von der Dynamik der Geste gefangen.
Ihr Expressionismus ist stark und lebendig. Eine Art
Katharsis ist in ihrer Tätigkeit vorhanden. Rosmarie
läßt in ihren Gemälden ihre gesamte
verborgene Vitalität einprägen.
Alles ist dort vorhanden, in diesen gestuellen Rhytmen
ihrer Zeichnungen, in dieser expressiven Dringlichkeit,
die sie in der Farbe einsetzt.
Das mit diesem expressiven Mechanismus geschaffene Bild
erstillt in der Figur einer Vogelfrau, die von ihr im
Laufe der Zeit entfalten wurde.
Es handelt sich dabei um eine sinnbildliche Figur.
Wenn alle Symbole als materielles Mittel gelten, um
nicht Materielles in ein Bild zu verwandeln, sind diese
weiblichen Figuren von Rosmarie Allers die Ausdrucksform
einer weiblichen Darstellung in dieser Instanz der Menschlichkeit,
zur Beendung dieses Jahrtausends.
Rosmaries Vogelfrauen stellen nicht völlig konfliktfrei
ihre Geschichten dar, im Rahmen einer fragmentierten
Erzählung, die ihre intensiven Höhepunkte
im Hinblick auf die expressive Anwendung der Farbe erreichen.
Die Künstlerin verwaltet ihre gestuellen Impulse
dank eines konstruktiven Bildsinnes, das in ihrer Kreativität
sehr eingeprägt ist.
Ohne ihren spontanen Geist zu vernachlässigen,
schafft sie in jedem Werk eine solide und kommunikative
Kompositionsstruktur.
Aus allen diesen Gründen beruhen die Gemälde
Rosmarie Allers auf das Gleichgewicht, das zwischen
der Intuition und der Rationalität gelegen ist,
wobei aus.
der visuellen Ausdrucksfähigkeit eine vollständige
geistige Erscheinung entsteht,
reich an Absichten und an diesen der Kunst eigenen Versteckens-
und Enthüllungsspielen.
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Edward
Shaw
Verwandlungen
Rosemarie Allers erlebt zur Zeit
eine vollständige Verwandlung.
Ihr eiserner Wille beginnt, sich langsam zu stillen
und ihre Werke befreien sich von einem reinen Willensakt.
Ihren üppigen Frauen wachsen jetzt Flügel.
Es sind keine Raubvögel mehr, sondern nähern
sich der Verkörperung des Engelhaften.
Ihre Figuren sind schlanker, stilisierter geworden.
Sogar ihre Männer- bereits gezähmt- sind nicht
mehr so gemein.
Ihre Palette stellt auch diese Geistesverwandlung dar.
Ihre Farben sind weniger primär und die Töne
mattierter.
Rosemaries Welt erweiterte sich, der Geist teilt die
Szene mit dem Fleisch.
"Ich will eine Abstraktion innerhalb des Realismus
erreichen", sind die Aussagen der Künstlerin.
Der Vorgang beginnt mit einer unbewußten Entfaltung
der ihr Werk bildenden Personen. Es sind schon gewisse
Figuren einer gewissen Himmlichkeit vorhanden.
Eine trägt zum Beispiel den Namen "Der Außerirdische".
Der Vorgang wird von der Anwendung der Farbe ausgemacht,
wo andere Intensitätsnuancen vorhanden sind, von
der Textur bis zur Oberfläche, doch mit einer größeren
Intensität gehandhabt.
Rosemarie nennt das "eine innere Weisheit- die
Notwendigkeit, die Farbe zu reinigen."
Diese neue Annäherungsphase der Leinwand gegenüber
verursacht Friedensmomente, Ruhepole, wo der Beobachter
neue Dimensionen in Allers Vorschlag entdeckt.
"Es handelt sich nicht um reelle, sinnliche Frauen,
sondern um Verwandlungen ihrer selbt, doch in der Tat
handelt es sich stets um Frauen," erläutert
die Künstlerin, wobei sie sich natürlich auf
die Gemälde bezieht.
Wenn Allers eine Feministin ist, dann ist sie es aus
Intuition, da sie die Kritik nicht worthals verkündet.
Und wenn der von ihr gemalte Mann scharf und grob ist,
ist der ihn umgebende Harem irgendwie ein Mittäter
dieses Verbrechens, unfähig, sich dem wahren Genuß
zu widmen.
Diese neuen Figuren befinden sich noch in einer Forschungsetappe.
Meine Lieblingsfigur ist gerade diejenige, die sich
"Außerirdisch" nennt.
Ein spektakulärer Himmel dominiert dieses Bild,
wo die Sterne sich dem Blick widmen, wie jene, die man
in aller Einsamkeit von einem Segelboot aus in einer
mondlosen Nacht auf hoher See betrachtet.
Dies ist eins der wenigen Male, wo die Landschaft als
solche die Hauptdarstellerin der Bilder Rosemaries sind.
Die beflügelte Figur, die neben dem Meer weilt,
ist wirklich rätselhaft. Sie ist Teil der Landschaft
und ist gleichzeitig ihr entfernt.
Allers beginnt, ihre Stimme zu dämpfen, die Farben
langsam zu löschen und den Rhytmus der Pinselstriche
zu vergrößern.
Von diesem gleichen, ihr Leben bestimmenden Motor beherrscht,
erkennt Allers, dass sie malt, um zu traszendieren,
um dem Lebensakt einen Sinn zu geben.
Der Malvorgang- so wie auch das Leben- können den
Menschen mit Angst und Nervosität laden.
In ihrem Fall findet sie hier die Auflösung aller
Existenzknoten, die in ihrer Gemeinsamkeit mit der Kreativität
vorhanden sind.
Diese Handlungsweise wird nicht intellektuallisiert.
Sie hat keine banalen Erklärungen im Hinblick auf
ihre Bilder oder Motivation.
Ursprung des Werkes ist der Impuls.
Er stammt aus einer Verbindlichkeit mit sich selbst,
was mit der Wut einer
ausgelösten Leidenschaft ausgedrückt wird;
eine Leidenschaft, die mit einer
gewissen Kontrolle beginnt, bis sie sich in eine Explosion
verwandelt, wo laut ihr und Fermin Fevre sie "alles
aufs Spiel setzt, um die von ihr gewünschte Verwandlung
zu erzielen."
Wir befinden uns in dieser Ausstellung von Rosemaries
Werken inmitten der ersten Schritte dieser Verwandlung.
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Alejandro
Haloua
Seltsame Kreaturen
Ein Bild des Zenits
Woher, wohin...
Ihre reisenden Herzschläge gleich einer beflügelten
Brise oder drei scharfen Zügen...
sie durchgehen meine Nächte von Seite zu Seite...
Wir befinden uns hier, von wo aus die "Psyche"
das Universum ergänzt.
Der prophetische Wert des Bildes wurde bereits erwiesen,
in so vielen visuellen und nicht visuellen Disziplinen.
Es ist durchaus nicht merkwürdig, dass ein sich
dem "Ausdruck" gewidmeter Künstler in
seinem Werk Probleme erläutert, die sich nicht
immer in unmittelbarer Nähe befinden.
Somit beschließt man, sich auszudrücken,
ohne jegliche Kenntnis diesbezüglich zu haben und
eine Konnotation zu schaffen, ohne sich der neuen Bedeutung
dieser geschaffenen Werte gegenüber zu stellen.
Aus reinen künstlerischen Gründen argumentiert
und verführt sie mit dem Gebrauch der Linie, wobei
die Materie gleichzeitig mit Stärke und Sänfte
verteilt wird.
Es handelt sich dabei um einen heiligen Weg, einen Kampf
zwischen den verschiedenen Geisteszuständen.
Das Ritual beginnt, sie malt und nichts und niemand
darf sie aufhalten.
Wie kann das in einfacher Art und Weise definiert werden?
Vielleicht folgendermaßen: "Sie können
unser Leben, unseren Geist manipulieren, doch nicht
unsere Seelen."
Der jeder Suche inneliegender Wert, sei er nun künstlerischer
Natur oder nicht, beruht auf die einfache und simple
Entdeckungsaufgabe.
Und das ist gerade, was diese expressionistische Malerin
durchführt. Ohne Zweifel schafft Allers anhand
ihrer Kreaturen eine neue Mythologiee, wo die Frauen
zusammenleben, leiden und auch in einem geistigen Rahmen
regieren und herrschen.
Sobald diese neue Welt ans Licht kommt, läßt
die Künstlerin eine subtile Sprache entfalten,
in der harmonisch die Verwendung der Materie innerhalb
einer figurativen Linie mit einer anfänglichen
Tendenz zum Abstrakten gemeinsam leben.
Licht und Schatten konvergieren Millionen Male, um zwischen
Linien einen gefangenen Traum zu komponieren, der im
Unterbewußtsein gefangen ist.
Der Einfluß von dem, was wir nicht sehen, doch
uns umgibt oder einfach das, was wir sehen und kaum
wahrnehmen können.
In dieser globalisierten Ära, wo wir aufgeregt
mit stets neuen Impulsen leben, scheint die Künstlerin,
uns die Mystik einer anderen Dimension zurückzugeben.
Um ein Urteil ihrer Tat zu gewähren, könnten
wir bewußt behaupten, dass Rosmarie sich nicht
allein befindet.
Rosmarie Allers ist auch mit dem Universum verbunden.
top
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